Catalogo Foscarini Maestrie

219 Mastery 218 Maestrie kommt man kaum auf 20.“ Die Erfahrung, die Moretti in 50 Jahren in langjährigen Kooperationen mit den wichtigsten italienischen Designunternehmen gesammelt hat, macht ihn zu einem gefragten Partner für die anspruchsvollsten Designer. Der Beitrag von Vetrofond beschränkt sich allerdings nicht allein auf die Produktentwicklung. Die Mühen, die in den vergangenen Jahren in die Organisation gesteckt wurden, machen das Unternehmen heute zu einem Musterbeispiel für wirtschaftliche Rationalität, wenn es um die Reduktion der Kosten und die Pünktlichkeit der Lieferungen geht. Das handwerkliche Know- how, über das Vetrofond verfügt, wird optimal genutzt und die entsprechenden Abläufe sind so organisiert, dass die Glasbläserei mit anderen Formen der industriellen Verarbeitung im engeren Sinn des Wortes durchaus konkurrieren kann. Beeindruckend ist auch das kontinuierliche Streben nach weiteren Verbesserungen wie auch das Augenmerk für die Handelsspannen, die das Unternehmen bieten kann. Das Engagement von Vetrofond auf organisatorischer und technologischer Ebene ermöglicht es dem Unternehmen heute, einzigartige Produkte zu leistbaren Preisen zu fertigen. Ein Beispiel, auf das die gesamte Designbranche stolz sein sollte. Die Freude am Experimentieren „Das geht nicht“: Die Entwicklung der Leuchte Aplomb stieß zu Beginn auf nicht wenige Probleme. Der Kommentar „Das geht nicht“ prangt noch heute auf einem Ausführungsplan, den Paolo Lucidi und Luca Pevere an Crea geschickt hatten, das kleine Unternehmen aus Darfo, wo Aplomb seither ohne Unterbrechung produziert wird. „Das geht nicht“ hatte Giovanni Piccinelli auch seinen Söhnen Carlo und Ottavio geschrieben, nachdem er die Wandstärken gesehen hatte, die den beiden Designern aus Palmanova vorschwebten. Es ging um die erste Leuchte aus Zement mit diesen technischen Eigenschaften. Zwei Zentimeter waren zu wenig für traditionelle Verarbeitungsformen. Es war schwer, eine passende Form zu entwickeln und einen Werkstoff zu finden, der den Herausforderungen des spezifischen Projekts gerecht wurde. Das Unternehmen Crea kam aus der Baubranche, in der zweifellos andere Größenordnungen üblich waren und wo für die geometrischen Gussformen andere Maßstäbe galten. Wie sollte man mit etwas so Kleinem und Zartem umgehen? Aber Giovanni Piccinelli war schon immer ein überaus neugieriger Handwerker. Ein Erfinder. Ein Entdecker. Wie viele andere große italienische Handwerker hat er nie die Freue am Ausprobieren und Experimentieren verloren. Mit neuen Mischungen und Werkstoffen zu experimentieren, war seit jeher seine Leidenschaft. Sein Wissen darüber, wie man Gussformen fertigt, verdankt Piccinelli seiner Passion und Hartnäckigkeit. Zunächst arbeitete er mit der Unterstützung eines Experten, dann als Autodidakt, wobei er viele seiner Wochenenden dafür aufwendete, immer wieder Neues auszuprobieren. Paolo Lucidi und Luca Pevere hatten es verstanden: Mit Unternehmern wie Giovanni Piccinelli zu arbeiten, ist ein Vergnügen. Probleme dienen hier nur als Vorwand, um sich dann mit Freude in die Suche nach originellen Lösungen zu stürzen. Die unmöglichsten technischen Herausforderungen werden zu einem Grund, um gemeinsam zu diskutieren und nachzudenken. Für junge Designer ist es wichtig, Partner dieser Art zu finden. Erfahrene Handwerker wissen bereits im Vorfeld, dass Produktionsmengen begrenzt sein werden. Sie gehen nicht davon aus, die Kosten für die ersten Versuche durch Skaleneffekte decken zu können. Dafür wissen sie, dass sie das, was sie im Rahmen des Projekts gelernt haben, für neue Projekte, vielleicht auch mit anderen Unternehmen, nutzen können werden. Das Wissen, das man im Zuge eines anspruchsvollen Projekts erwirbt, kann bereits im nächsten optimal genutzt werden. Die Erfahrung, die man mit einem bestimmten Produkttyp gemacht hat, dient als Ausgangspunkt für etwas Neues, etwa für Produkte anderer Branchen. Und so war es auch. Seit der Entwickung der ersten Gussformen für Aplomb hat Crea seinen Zugang zum Markt radikal geändert. Das Unternehmen, ursprünglich fest im Bau- und Konstruktionswesen verankert, wurde mit der Zeit zu einem der führenden Ansprechpartner für den Einsatz von Zement im Designbereich. Die Handwerker, die damals Villen und Wohnhäuser bauten, beschäftigen sich heute mit Gussformen für Leuchten, Tische und Stifthalter. Ein radikaler Richtungswechsel, im Einklang mit dem Talent des Unternehmens, Probleme auf innovative Weise zu lösen – indem es seine Kompetenzen im Bereich Forschung und Entwicklung aktiv für neue Herausforderungen der Auftraggeber zu nutzen versteht. Nach Foscarini folgten viele andere Unternehmen der Branche, die von den Kompetenzen und der Erfindungsgabe von Crea profitierten. Im Laufe der Jahre konnten sich die experimentierfreudigen Handwerker als vollwertige Partner für die Fertigung exklusiver Designprodukte beweisen. Zu verdanken ist dies ihrem Fachwissen in Bezug auf einen Werkstoff wie Zement, der lange Zeit den Ruf hatte, für den Einsatz im Einrichtungsbereich weitgehend zu schwierig und zu anspruchsvoll zu sein. Ein Projekt, das alle miteinbezieht Die italienischen Designunternehmen, die wir heute „Verleger“ nennen, haben häufig bewusst davon abgelenkt, dass die Produktion nicht durch sie selbst erfolgt. Diejenigen, die sich für ein System entschieden hatten, das auf unabhängigen Designern und qualitativ starken Zulieferern basierte, waren sich der Stärken dieser Organisationsform bewusst, vermieden es aber, diese nach außen zu kommunizieren. Begründet liegt diese Zurückhaltung in einem Erbe aus der Vergangenheit, in der Unternehmen mit vertikaler Integration – bei der Produktion und Verkauf, Forschung und Entwicklung sowie der Vertrieb aus einer Hand erfolgen – als Vorbild gesehen wurden. In den letzten Jahren trug die wirtschaftliche Diskussion jedoch zur Entwicklung eines neuen Standpunkts bei. Inzwischen hat sich die Idee eines netzwerkartig organisierten Unternehmens durchgesetzt und den Mythos einer Fabrik, die alle Produktionsschritte intern abwickelt, erfolgreich verdrängt. Viele Unternehmer sind sich dessen bewusst geworden, wie wichtig es ist, bestimmte Produktionsschritte auszulagern – aus Respekt vor Spezialisierungen und Kompetenzen, die innerhalb eines einzelnen Unternehmens nicht in derselben Form abzudecken sind. Heute präsentiert sich das Konzept der offenen Innovation (engl. Open Innovation) diesbezüglich noch radikaler. Wir wissen, dass es in unserer Welt viele tolle Ideen gibt, die vielleicht von jungen, unabhängigen Talenten entwickelt wurden, ebenso wie großes Know-how, das es besser zu nutzen gilt. Es liegt am Unternehmer und seinen Mitarbeitern, den Wert dieser Kenntnisse und innovativen Kräfte zu erkennen und diese Kompetenzen – die sich zum Teil noch in der Embryonalphase befinden – in Marktwert umzuwandeln. Der neue Zugang, den Foscarini aktiv mitgestalten möchte, nimmt diese Ausrichtung zur Kenntnis, um einen Schritt weiter zu gehen. Seit jeher zeigt sich das Unternehmen offen für talentierte Beiträge der begabtesten Designer und nutzt bewusst das Fachwissen von Unternehmen, denen es gelungen ist, spezielle fachliche Kompetenzen im Bereich der Verarbeitung zu bewahren und weiterzuentwickeln. Ziel ist es, den Wert anzuerkennen, der dank des Beitrags renommierter Designer geschaffen wurde, und zugleich die Rolle und Bedeutung des Know-hows sichtbar zu machen, das die Qualität und den ästhetischen Wert der Produkte ermöglicht hat. Vor allem in Bezug auf das dichte Netz an qualitativ starken Zulieferern fördert der Beitrag von Foscarini soziale und kulturelle Werte. Das Geflecht an Beziehungen und gemeinsamen Anstrengungen, das so ehrgeizige Projekte möglich macht, verdient es, der Öffentlichkeit vorgestellt zu werden und mehr allgemeine Wertschätzung zu erfahren. Alle Beteiligten müssen entsprechend gewürdigt werden. Der Grund für dieses Engagement – die Arbeit sichtbar zu machen und diese Erfahrungen zu teilen – hat mit einem veränderten Konzept von wirtschaftlichem Wert zu tun. Wer ein Designobjekt erwirbt – sei es eine Leuchte wie Mite oder Tress, um aus dem Programm von Foscarini zu zitieren –, benötigt nicht einfach einen Gegenstand, der Licht macht. Er sucht im Allgemeinen nicht nach einer technischen Lösung für ein Problem. Wer diese Objekte kauft, sucht neue soziale und kulturelle Anregungen, für die raffinierte und originelle Produkte als Medium dienen. Die Objekte, die die Marke „Made in Italy“ in der Welt berühmt gemacht haben, erfüllen diese Art von Bedürfnis. Sie dienen als Bindeglied zwischen unterschiedlichen Empfindungswelten und Kulturen. Je stärker und deutlicher diese Nachfrage von Seiten einer vermehrt internationalen und vernetzten Öffentlichkeit steigt, desto mehr müssen die Unternehmen lernen, die eigene Arbeit und die eigene Welt sichtbar zu machen. Sie werden sich erklären müssen. Die Gegenstände, die sie produzieren, müssen der Welt den Wert dieses kulturellen Angebots und dieser sozialen und territorialen Bezüge vermitteln. Aus diesem Blickwinkel fügt sich das Engagement von Foscarini in eine Entwicklung ein, die fünfzig Jahre zurückreicht. In den 1960er- Jahren trug das italienische Design dazu bei, die graue Welt der Massenproduktion zum Einsturz zu bringen, indem es Farben und Vielfalt in das System der Serienproduktion brachte. Endlich begannen die Fantasie und die Kreativität der Menschen wieder eine zentrale Rolle in den Produktionsprozessen zu spielen, in denen bis dahin allein die technische Rationalität dominierte. Zu Beginn der vierten industriellen Revolution ist die Welt des italienischen Designs aufgerufen, ihren „Humanismus“ wiederzufinden und das Konzept einer rein technologisch orientierten Produktion erneut in Frage zu stellen. Ziel ist es, den Wert der Gegenstände, die uns in unserem Alltag begleiten, zu reflektieren und neu zu denken. Immer weniger im Sinn von Waren und immer mehr im Sinn von Bindegliedern, die den internationalen Markt mit jener Welt in Kontakt bringen, deren Menschen mit ihrer Arbeit die hohe Qualität und Ästhetik dieser Produkte ermöglichen. Die verborgene Dimension — Manolo De Giorgi p. 078 1. In regelmäßigen Abständen kommt mir eine bedeutsame Bemerkung von Enzo Mari aus einem Gespräch vor einigen Jahren in den Sinn. Wir sprachen darüber – während wir die Vergangenheit Revue passieren ließen – was rückblickend der Beitrag der einzelnen Unternehmen zum Erfolg des italienischen Designs gewesen war. In seiner radikalen Art wies mich Mari darauf hin, dass es nicht wahr sei, dass italienische Produkte industriell seien. Vielmehr seien sie seit jeher „als industrielle Produkte konzipiert, aber handwerklich hergestellt“ worden. Diese subtile und entmystifizierende Erkenntnis kam zu einem Zeitpunkt, als die Wirklichkeit schon viel zu lange Zeit von einem Schleier verhüllt war und man die Betonung schon lange auf eine scheinbar industrielle Konzeption gelegt hatte. Diese Illusion verschleierte eine Realität, die sich gut versteckt an ganz anderen Orten verbarg. Über Jahrzehnte hatte man versucht, das Handwerk aus dem Blickfeld zu nehmen. Das erreichte man, indem man die Angelegenheit in erster Linie als Frage der Kennzahlen behandelte. Große oder mittelgroße Serienproduktionen galten als industriell, geringe Stückzahlen wurden dem Handwerk zugerechnet. Es war offensichtlich, dass – gemessen an diesem Parameter – das Handwerk praktisch nicht mehr vorhanden schien. Als überholter, nicht mehr zeitgemäßer Zugang, im Gegensatz zur Serienfertigung und Massenproduktion, die endlich den Weg zu größeren Märkten öffnen würden. Dabei zeigte jedoch niemand Interesse dafür, hinter die Kulissen dieser Fertigungsmaschinerie zu blicken und genau zu durchleuchten, was in Italien im Zuge der einzelnen Zwischenschritte konkret geschah. Etwa um herauszufinden, wie viel die Maschinen tatsächlich leisteten und wie groß im Gegensatz dazu der Beitrag der Facharbeiter (oder modernen Handwerker) im Rahmen der kontinuierlichen Anpassung und qualitativen Nachbearbeitung war. Viel lieber sprach man in der Welt des Designs von Entwürfen, von Designkultur und deren Akteuren/Designern. Man konzentrierte sich allein auf das „High Level“ der Disziplin und deren kulturellen Beitrag für die italienische Gesellschaft. Gleichzeitig leistete das Qualitätshandwerk in der Produktion weiterhin seine unabdingbaren Dienste und ermöglichte die Umsetzung anspruchsvollster Aufträge und unmöglichsten Anpassungen, die von den Designern unter dem Deckmantel eines sogenannten „industriellen“ Zugangs gefordert wurden. All das änderte sich mit der Wende des 21. Jahrhunderts grundlegend. In der nunmehr globalisierten Welt, mit ihren neuen Akteuren und neuen, aufstrebenden Schauplätzen,

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